Kirchen der evangelischen Kirchgemeinde Daberkow
Kirche Bartow
Geschichtliches
Der Ort Bartow ist wendischen Ursprungs und wird erstmals am 29.07.1277 als Bartikowe in einer Urkunde des Herzogs Barnim I. von Pommern (1220 - 1278) erwähnt. Bereits 1287 wird die Kirche des nun Bertikow genannten Ortes den Besitztümern des Klosters Verchen zugeordnet, ebenso 1401 als Bartowe. Während der Schwedenzeit von 1631 - 1815 wurde Bartow dann Bartowe und Bartenow genannt, nachdem das Gebiet endgültig preußisch wurde, einigte man sich auf Bartow. Die Bartower Kirche wird in einer Urkunde von 1308 dem Archidiakonat Kloster Stolpe unterstellt. Vor der Reformation haben hier katholische Pfarrer gewirkt, von denen aber nichts bekannt ist. Seit der Einführung der Reformation in Pommern 1535 gehört Bartow zur Kirchengemeinde Daberkow, vorher wurde sie als eigene Pfarrkirche geführt. Der erste Pfarrer der lutherschen Lehre war Pastor Stillegang von 1525 - 1540. Im Jahre 1582 gab es auch hier eine große Kirchenvisitation, darin heißt es, dass vor 140 Jahren die Kirche zu Bartckow eine Mutterkirche gewesen sei. 1617 lässt der amtierende Pastor die Kirche für 61 Taler reparieren. Ebenso wurden der Turm und die Friedhofsmauer instand gesetzt. Im 30jährigen Krieg wurde Bartow laut Aufzeichnungen von Pastor Sagewasser dreimal arg geplündert und 1627 die Kirche gar zum Pferdestall gemacht. Seit 1631 war die Kirchturmuhr vorhanden und nachweislich hingen um 1634 zwei Glocken im Turm. Daraus kann man schlussfolgern, dass die Grundkonstruktion des Turmes unverändert blieb und spätere Instandhaltungsmaßnahmen sich auf die Holzverkleidung bezogen haben. Eine Jahreszahl wurde bisher nicht entdeckt. Pastor Niemann, der sehr viel Geld für bauliche Maßnahmen der Kirche betreffend ausgab, hat die Glocken in der Zeit von 1570 - 1594 angeschafft. Ähnlich verhielt es sich mit der Kirchenuhr, ob diese noch die selbige ist, man weiß es nicht. Laut Kirchenbücher gelangte sie, warum ist unbekannt, während des 30jährigen Krieges einmal nach Völschow um dann wieder ihren angestammten Platz einzunehmen.
Um 1710 wird erstmalig ein Schulgebäude benannt, welches der Kirche untersteht. 1721 wurde ein Kollektenteller gestiftet, der für einige Zeit verschwunden war und durch einen Zufallsfund wieder entdeckt wurde. Er ist auch heute noch erhalten.
1742 stiftete der damalige Pfarrer Andreas Stock den noch heute im Gebrauch befindlichen Abendmahlkelch. Um 1800 werden vier zinnerne Leuchter von 1760 erwähnt, die heute noch vorhanden sind und das Kircheninnere zieren. 1902 erwarb Pastor Thilo den neuen Friedhof durch Tausch gegen andere Kirchenländereien. Am 28.02.1926, dem damaligen Volkstrauertag, wurde auf dem Bartower Friedhof das Denkmal für die Gefallenen des 1.Weltkrieges eingeweiht. Zu dieser Trauerfeier läutete zum ersten Mal die im Turm neu aufgehängte Glocke. Sie hat ein Gewicht von 14 Zentner und 30 Pfund. In den Kirchenakten ist vermerkt, dass sie 2627 Mark kostete und allein durch Spenden der Bartower finanziert wurde. Die alte Glocke war für Kriegszwecke eingeschmolzen worden. Dieser wurde aber erst nach 1945 belegt. Durch die Initiative vieler Gemeindemitglieder wurden 1976 die Putzarbeiten der Außenflächen abgeschlossen. 2003 wurde die Kirche erneut saniert, innen sowie von außen. Gleichzeitig wurde das Geläut auf eine elektrische Anlage umgestellt. Anfang 2010 wurde die Treppe zum Kriegerdenkmal erneuert.
Bauliche Informationen und Besonderheiten
Diese Kirche ist ein ursprünglicher, heute verputzter Feld- und Backsteinbau des 14./15.Jahrhunderts im spätgotischen Stil, ehemals eine Hallenkirche. Der Grundbau scheint schon im 13.Jahrhundert existiert zu haben. Durch viele Um- und Erweiterungsbauten gelangte die Kirche zu ihrer heutigen Form. Die gotische Bauweise lässt sich heute noch besonders gut an dem blendengeschmückten Ostgiebel des Gotteshauses erkennen. In der Frühzeit war die Kirche sicher nur als Kapelle existent, der frühere Eingang war an der Südwestecke. Die Kirche wurde zunächst ohne den eigentümlichen Westturm gebaut. Dieser wurde wohl im 16.Jahrhundert errichtet und vor das Kirchenschiff gesetzt. Der Turm wurde auf quadratischem Grundriss aufgeführt, seine hohe geböschte Wandung besteht aus Bretter. Als Eigentümlichkeit zu benennen wäre, dass er sich in Höhe der Glocken zu einem achteckigen Helm erweitert, auf welchem ein schlanker, ebenfalls achteckiger Spitzhelm aufgesetzt wurde. Diese Form des Turmes ist ebenfalls einmalig in unserer Gegend. Stolze 32 m misst die Höhe der Kirche bis zur Kirchturmspitze. An der Turmuhr befindet sich ein kurioses Ziffernblatt. Die Kirche bekam 1883 ein neues Dach. 1886 wurde der Turm mit Schiefer belegt, die äußere Verschalung erneuert und mit Teer gestrichen.
Innenausstattung
Der Innenraum ist flachgedeckt und heute mit einer Balken- und Bretterdecke versehen. Er wurde in einer einfachen, barocken Formgebung gestaltet. Ebenso ist der Kanzelaltar um 1748 aus der barocken Zeit. In der Sakristei sind Fragmente mittelalterlicher Malerei vorhanden. Die Ost- und Westgiebel besitzen spitzbogigen Blendenschmuck und der Ostgiebel Filialentürmchen. Im Chorraum sind noch Ansätze ehemaliger Gewölbe sichtbar.
Die Kirche erwies sich im 18.Jahrhundert als zu klein, so wurden von 1742 - 1748 zwei Angebäude an der Nord- und Südseite angefügt. Diese seitlichen Anbauten sind durch Rundbögen zum Schiff geöffnet. Die Bartower Kirche wurde zu einer Kreuzkirche umgestaltet, heute ist sie die einzige in unserer Gegend mit diesem kreuzförmigen Grundriss. Ebenso wurde in diesem Zeitraum der Turm instand gesetzt, die Friedhofsmauer erneut ausgebessert und mit drei Toren versehen. 1889 erhielt die Kirche dann für den Friedhof gestiftete eiserne Kirchhofstore. 1957 wurde die Kirche restauriert und es fand eine malermäßige Instandsetzung des Innenraumes statt. Ebenso erfolgte der Einbau einer Winterkirche in der ehemaligen Sakristei, sie kann elektrisch beheizt werden. 2007 wurden von der Gemeinde Gedenktafeln gespendet, sie hängen im Kircheninneren und erinnern an die 41 im 2.Weltkrieg gefallenen Einwohner von Bartow.
Orgel
In der Zeit um 1830 wurde für die Kirche eine neue, klangschöne und eigengeprägte Orgel für 1462 Mark angeschafft. Sie stammt von dem Stettiner Hoforgelmeister Karl Barnim Grüneberg (1828 - 1907). Die alte Orgel wurde von Grüneberg für 300 Mark übernommen. Eine Restaurierung und vollständige Überholung der Orgel fand 2008 durch Initiativen des Bartower Frauenchores und Spenden der Bartower Einwohner statt. Die Arbeiten wurden durch die Firma Hist. Tasteninstrumente J.G.Schmidt in Rostock ausgeführt. Die Orgel war stark verschmutzt, störanfällig und besaß keinen elektrischen Winderzeuger. Sie ist in ihrem Pfeifenwerk bis auf den Prospekt vollständig original. Die Winlade des Pedals war durch Nässeschäden vielfach aufgeleimt, sie wurde in der Werkstatt komplett restauriert. Ebenso war das Abdichten der Kirchendecke im Orgelbereich notwendig, um das Herabrieseln von Schmutz zu verhindern.
Im Zuge der Pflasterarbeiten 2012 hat Herr Herbert Tschirnhorsky eine Sommerwasserleitung verlegt. Somit entfällt das Tragen schwerer Gießkannen quer über den Friedhof. Vielen Dank dafür.