Kirchen der evangelischen Kirchgemeinde Hohenmocker
Kirche Utzedel
Geschichtliches
Der Pommernherzog Wartislaw III. bestätigte am 11.05.1248 dem Kloster Dargun die Schenkung von 30 Hufen in Land Usathlin. Bald danach, um 1250 kamen Zistersiensermönche, ein katholischer Mönchsorden, aus dem Darguner Kloster zum Kirchenbau. Auf einer Reise durch das westliche Pommern besuchte 1931 der damaliger Regierungs- und Baurat Kothe aus Charlottenburg diese Kirche. Anschließend schrieb er an den Pfarrer für Utzedel einen Brief und begründete seinen Kirchenbesuch mit den Worten: ,,um sie als eine der besten aus der Frühzeit in jener Landschaft kennen zu lernen".
Nach der Einführung der Reformation in Pommern 1535 gehörte Utzedel als Tochterkirche zur Kirchengemeinde Sanzkow, vorher wird sie als eigene Pfarrkirche geführt. Seit 1997 ist sie Teil der Kirchengemeinde Hohenmocker. 1928 wurde der Utzedeler Posaunenchor gegründet, er wurde später mit dem Posaunenchor Hohenmocker verbunden.
1978 entdeckte man im Gebälk der Kirche über 200 Holzstifte, die offensichtlich aus der Bauzeitstammen. Diese sind 4 - 6 cm lang, haben einen Durchmesser von ca. 1cm und sind völlig unsymmetrisch auf dem Dachboden verteilt. Meist seitlich, zum Teil von unten, manchmal von oben in ein vorgeschlagenes Loch eingetrieben und ragen zur Hälfte bis zwei Drittel ihrer Länge heraus. Bislang gibt es keine vernünftige Erklärung dafür.
Bauliche Merkmale
Diese Kirche ist ein frühgotischer, zum größten Teil aus Feldsteinen erbauter Granitquaderbau von sorgfältigem Gefüge. Die Granitquader sind in 22 Schichten regelmäßig gelagert. Gebaut wurde unter Verwendung von Backsteinen für Giebel, Tür- und Fensterleibungen. Das Gotteshaus ist heute noch gut erhalten und wesentlich unverändert. Die Ost - Westrichtung der Kirche misst 22,6 m und Nord -Südrichtung 11,1 m. Die Mauerstärke beträgt 1,4 m. Für die Tür- und Fensterleibungen der Giebeldreiecke sind Ziegel mit besonderen Maßen verwendet worden. Diese wurden von den Mönchen in einer eigenen Feldbrennerei hergestellt. Kunstgeschichtlich wertvoll sind die Kirchengiebel im Osten und Westen. Sie sind gleichgestaltet, tragen rund- und spitzbogige, rautenförmige Blenden. In der Mitte befindet sich ein ausgespartes langgestieltes Kreuz und waagerecht das deutsche Band. Schmale, spitzbogige Fensterpaare an der Süd- und Ostseite sind in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Der heutige Haupteingang, das Westportal, war über Jahrzehnte durch Ziegelmauerwerk geschlossen. Mit dem Einbau der Winterkirche in den Jahren 1971 - 73 wurde es wiedereröffnet. Die Winterkirche wurde im Sommer 2013 dank einer großzügigen Spende und der Mithilfe Utzedeler Bürger saniert.
Das ehemalige Nordportal ist seit 1865 vollständig zugemauert. Die zwei schönen Portale an der Südseite wurden mit frühgotischen Backsteingewänden versehen, in der heutigen Zeit ist nur nach eines davon übrig, das andere wurde zu einem Fenster umfunktioniert.
Mitte des 19.Jahrhunderts fanden umfassende Restaurationsarbeiten statt. Mit dem Einbau der vergrößerten Fenster in der Nordseite wurden sie 1866 abgeschlossen.
Innenraum und Ausstattung
Der Altar, die Kanzel, das Kirchengestühl und die Bänke sind um 1865 im schlichten, neugotischen Stilin der Werkstatt des Tischlermeisters Wolff in Teusin gefertigt worden. Der Taufstein aus Porphyr ist das Meisterstück von Steinmetz Spiegel aus Anklam. Die Taufschale wurde von Meister Plog aus Demmin gefertigt. Die Kirche besitzt keine Orgel, aber ein Harmonium.
Betritt man die Kirche, so kommt man in einen einfachen, großen Saal. Der fast rundbogige Triumphbogen teilt Chor und Schiff. Zum Südportal ist das zweifach abgetreppte Gewände mit eingelegtem Rundstab zu erwähnen. In der Westwand nach Süden ist eine zum Dachboden führende Treppe ausgespart. 1965 wurden zwei neue Altarfenster eingebaut und von dem Rostocker Künstler L.Mannewitz mit Glasmalerei versehen. Sie zeigen die Verkündigung von Geburt und Auferstehung Christi. 2001 fand eine neue Ausmalung der Kirche in alter Gestalt des 19.Jahrhunderts durch den Altentreptower Architekturmaler Brämer statt.
Turm und Glocken
In den Visitationsmatrikeln der Kirche von 1669 bezieht sich ein Eintrag auf das Jahr 1600. Er besagt, dass auf dem Westgiebel dieses stattlichen Gotteshauses einst ein Holzturm stand. Die noch heute vor dem Giebel liegenden Eckfundamentsteine zeugen davon. Ebenso wird von einer großen Glocke, die auf dem Kirchhof liegt, und einer kleineren mit abgebrochener Öse berichtet. In den späteren Unterlagen wird nur noch von einem Glockenstuhl berichtet, 1879 errichtet von den Maltzahnschen Vorfahren. Zeitgleich stifteten sie ebenfalls die zwei in Bochum gegossenen neuen Stahlglocken, welche heute noch ihren Dienst tun. 1992 bekam Frau Karin Schoeller aus Düren, eine geborene Maltzahn, die Rekonstruktion des in den letzten Jahren sehr baufällig gewordenen Glockenstuhls von ihrem lieben Mann zum 40.Hochzeitstag geschenkt. Sie spendeten 10 000 Mark. Am 24.Mai 1992 konnten die Glocken wieder zu einem Gottesdienst ertönen. Gleichzeitig wurden sie mit einer elektrischen Läuteanlage versehen.
Herr Wellsandt hat im Sommer diesen Jahres auf dem Friedhof eine neue Vorrichtung zur vernünftigen Abfallentsorgung gebaut.