Kirchen der evangelischen Kirchgemeinde Hohenmocker
Kirche Roidin
Geschichtliches
Der Ort Roidin wurde 1289 erstmalig in Urkunden erwähnt und hatte von alters her eine Kirche. Nach der Einführung der Reformation in Pommern 1535 gehörte Roidin als Tochterkirche zur Kirchengemeinde Sanzkow. Seit 1997 zur Kirchengemeinde Hohenmocker. Sie ist die einzige unserer Kirchen, die auf kommunalem Land steht. Durch Enteignung während der Bodenreform 1945 - 48 fiel das Grundstück der Kommune zu.
Die Geschichte des Ortes und der Kirche waren eng mit dem herzoglich pommerschen Besitzer des Burggutes Osten verbunden. Besitzer dieses Lehngutes und der Grundherrschaft war mit Unterbrechungen über Jahrhunderte das Geschlecht derer von Maltzahn.
Im 30 jährigen Krieg wurde die Kirche völlig zerstört. Eine erhalten gebliebene Glocke befand sich danach in der Mutterkirche Sanzkow. Nach 1669 muss die Kirche in einfachster Weise wieder aufgebaut worden sein. Der Zustand war aber 1820 bereits wieder so schlecht, dass der Gottesdienst nur unter Lebensgefahr ausgeübt werden konnte. Ein Auszug aus dem Visitationsbericht von 1820: "Die Kirche zu Roidin, ..., sieht einem zerfallenen Pferdestall ähnlicher als einer Kirche, so schön und zweckmäßig ihre Lage auch an sich ist auf einem großen freien Platze mitten im Dorfe, für die Gemeinde beider Dörfer viel zu enge, von Holz mit ausgemauerten Fachwerk, würde sie von selbst zusammenstürzen, wenn die an beiden Giebeln angebrachten Stützen von ein paar langen Baumstämmen sie nicht noch armselig zusammenhielten. Sie ist keiner Reparatur mehr fähig, da alles Holz verfault ist." Aber erst 1866 erfolgten die Vorbereitungen zum Neubau, nachdem Baron von Maltzahn auf Roidin vom Kirchenpatron aus Sanzkow die Verantwortung über die Roidiner Kirchen- und Schulangelegenheiten übertragen worden ist. Widerstand gegen die Baupläne leistete der Patron, Rittergutsbesitzer Hecht. So verzögerte sich der Bau, bis 1872 endlich nach Bewilligung der Zeichnungen des Demminer Bauinspektors Kunisch begonnen wurde. Die neue Kirche wurde auf dem der alten Kapelle gegenüberliegenden Platz errichtet. Am 02.August 1874 wurde sie eingeweiht. Superintendent Lengrich aus Demmin wirkte bei der Feier mit.
Bauliche Informationen und Innenausstattung
Diese kleine Kirche ist ein rechteckiger, neugotischer Feldsteinbau mit Backsteingliederung, Apsiden und Ziegelarchitekturteilen. Sie wurde als Kirche eines romantischen Waldfriedhofes erbaut.
Betritt man die Kirche, so sieht man einen eingezogenen, fünfseitig geschlossenen Chorraum, der mit einem Kreuzgratgewölbe gedeckt ist. Dieser wurde für die Aufnahme des aus Kirchgrubenhagen / Meckl. stammenden Altars gebaut. Kirchgrubenhagen befand sich damals ebenfalls im Besitz der Maltzahns und der Patron verfügte nach Neuausstattung der dortigen Kirche über die weitere Verwendung des Altars.
Den reich verzierten Altaraufsatz, erbaut um 1700, schmücken gewundene Säulen und große geschnitzten Figuren. Diese stellen die vier Evangelisten dar: Matthäus, Lukas, Markus und Johannes.
Das Altargemälde wurde erst 1874 bei der Aufstellung in Roidin eingefügt, gemalt als Schenkung von Carl Wolff, damals Zeichenlehrer in Bromberg. Das Bild stellt die Anbetung des Jesuskindes dar, im Hintergrund sind Mitglieder der Familie von Mahltzahn als Anbetende und Betrachtende. Carl Wolff entstammte der Roidiner Tischlerfamilie Wolff, die später nach Teusin übersiedelte und dort eine Tischlerei betrieb. Von dieser Familie wurde vermutlich auch das Kirchengestühl gefertigt. Hübsch anzusehen sind die zwei schlichten Keramikleuchter auf dem Altar, diese wurden 1999 in der Keramikwerkstatt Elena Zürn gefertigt. Zwei dazu passende Vasen spendete Frau Zürn der Kirchgemeinde.
Unter dem Chorraum befindet sich vermutlich das Grabgewölbe der Roidiner Maltzahns.
Glocken
Die Roidiner Kirche wurde ohne Turm erbaut, ein hölzerner Glockenstuhl steht auf dem neuen Kirchhof neben der Kirche seit dem 02.08.1995. Die alte Bronzeglocke trägt die Inschrift "Reudin 1834". Vorher stand der Glockenstuhl mit zwei Glocken, darüber berichtet ein Visitationsprotokoll von 1588, noch auf dem alten Kirchhof auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Friedhof ist mit einer Mauer aus Feld- und Backsteinen umgeben.